Dienstag, 20. Januar 2015

mansch.mal.

Manchmal mansche ich hirntechnisch herum. Nur, so richtiger Matsch lässt sich schlecht Formen. Zerrinnt zwischen den Fingern. Hinterlässt hier und da Flecken. Echter Matsch braucht Struktur, sonst manscht er alles voll. Aber vielleicht will er das ja - alles voll manschen - manchmal.

Heute, ein Termin mit Mai. Es ist der erste Termin in einer "normalen Woche", die es gefühlt seit (irgendwann vor Weihnachten) - ähm noch nie gab. Kein Außentermin, der irgendwelche Themen oder Seinregeln vorgibt. Dazu haben die Sonntagsregeln nicht funktioniert. Duschen, abwaschen und alles so machen, dass jemand (laut unserer Vorstellung) einigermaßen hier sein mag. Gestern ging einfach nichts, zumal wir bis späten Nachmittag geschlafen haben (was eigentlich ein Samstagsprogramm ist) und dann eh nicht viel geht. Heute dann nicht ausgehalten so in den Termin zu gehen und kurz vor dem Termin noch schnell gesaugt, ein bisschen abgewaschen und etwas aufgeräumt. Unruhe, weil schon spürbar das es schwierig wird. Aber das nicht so benennen oder denken können.
Zumal vor Terminen nie EIN klares Gefühl da ist. Es ist immer mindestens eine Mischung aus "oh je, was sollen wir mit ihr nur machen", freuen, "endlich Hilfe", Ängste, nicht wissen wie/wer/was man sein wird, verschwinden wollen.

Mai klingelt und fast könnte ich hier aufhören zu schreiben. Begrüßen, Tee einschenken und eine Rauchen gehen - wie fast immer. 
(Einige Stunden später geht weiterschreiben erst wieder.)

Nach dem Zahnkram (der ja noch vor uns liegt) ist unsere Methode damit klar zu kommen, dass wir (?) die Gefühle dazu nicht mehr wahrnehmen. Das wir zwar manches Wissen, aber keinen wirklichen Bezug mehr herstellen können. Das hat den Vorteil, das keine Panik mehr spürbar ist und keine Gedanken dazu uns plagen. Sicher auch sowas wie eine Pause - ob für alle Innen weiß ich nicht, aber für die, die mehr im Alltag sind. Es macht uns aber auch eingeschränkter - immer. Der Preis ist in verschiedenster Form (noch) weniger Bewegung. Innen wie Außen. Weniger Leben, weniger Können. Je länger das dauert, desto schwieriger wird es und das Gefühl der Erleichterung verflüchtigt sich auch schnell. Stetig belastender wird das Sosein und kann nicht einfach so wieder beendet werden. Es ist kein an oder aus Schalter da - es ist unsere Art mit Stress umzugehen, gelernt ist gelernt und es ist eine Art, die gesellschaftlich anerkannt ist. Irgendwann nimmt dann die Depression immer mehr Raum ein. In der Regel kann ich dann auch nicht mehr verknüpfen warum es uns so geht. Selbst wenn ich es herleiten kann oder von jemanden höre, es erreicht mich/uns dennoch kaum. Meistens. Ich schaffe nicht sowas wie einen Lerneffekt zu erreichen, im Sinne von "so ist das und nächstes mal mache ich es so oder so". Was natürlich mit den Traumafolgen, dem Viele Sein erklärbar ist. Es hat Gründe. Aber auch das ist mir oft nicht klar.

Die Not wird schnell größer und mir ist klar, dass ich etwas verändern muss, aber ich weiß nicht wie und habe Angst vor den Gefühlen.

Letzten Mittwoch war alles noch viel näher (aber die (schlimmen) Gefühle waren schon weiter weg) und wir konnten mit Mai theoretisch über Gefühle reden. Was macht das mit uns, wie wirkt das auf andere und was macht die Wirkung wiederum mit uns. Wie gehen Unos (Nicht - Viele - Menschen) mit Gefühlen um, wofür werden die gebraucht, wie und warum werden sie überlebt. Es braucht wahrscheinlich noch viele Gespräche und Wiederholungen.

Heute waren wir mit einer Not ohne Worte. Verwirrt, unsicher und mit vielen wortlosen Fragen. Eigentlich ist unsere Art das nicht zu zeigen. Mai und Menschen die uns nah sind bekommen aber mehr mit und wahrscheinlich zeigen wir auch schon mehr. In solchen Phasen und eigentliche immer wenn es um akutes im Jetzt geht entsteht bei uns große Scham. Scham wenn jemand merkt wie es mir geht, dass Gefühl zu versagen weil ich mich vor jemanden klein zeige. Dabei weiß ich, dass das nicht sein muss, aber ich kann das nicht kontrollieren. So versuche ich dann vor Mai über belangloses, lustiges Blabla zu reden. Fast schon Zwanghaft. Dabei weiß ich, dass sie weiß und das sie weiß, dass wir eigentlich was anderes wollen und brauchen, aber ich kann nicht wirklich aufhören und möchte alles bestreiten und ersticke an meinem Lachen/Grinsen. Menschen die uns nicht sehr gut kennen, würden kaum etwas merken und denken das es uns gut geht. Mit Mai ist das sehr skurril, weil das Programm abgespult wird und sie nur bedingt mit macht und alles irgendwie noch peinlicher sich anfühlt, weil mir durch ihr So Sein gespiegelt wird/ bewusst wird wie irrsinnig die Situation ist. Dennoch komm ich da nicht raus. Nicht alleine. Stress pur.

Aber Mai Fragt zwischendurch und sagt wie sie "es" sieht. Das macht einerseits mehr Stress, andererseits macht es ein gesehen werden. Wir konnten aber keine Antworten geben und waren wie verheddert in dem Sosein. Nach einiger Zeit, fragte Mai was uns helfen kann den Stress heraus zu nehmen. (unsere absolute Lieblings-Frage. nicht.) Man könnte dann ja z.B. ein Spiel spielen. Manchmal geht das. Aber wenn ich nicht Denken kann und alles durcheinander oder Leer ist, dann geht spielen nicht wirklich und macht mehr Stress, weil wir uns dann so Dumm vorkommen und das die Scham wieder steigert. Man könnte auch nach einer Zeit sagen, dass Mai wieder gehen soll und lieber ein anderes mal länger machen dafür. Aber auch das macht mehr Stress, weil wir das nicht aushalten und wenn "nicht mal" die Betreuungsstunden geschafft werden und ach.... wir wollen ja eigentlich auch nicht alleine sein und wollen ja aus dem Zustand heraus. Weiß auch nicht. Dann fragte sie ob vielleicht erst mal eine ganz kleine Veränderung sein könnte, z.B. das wir die Plätze tauschen. Wow, das war schon im Denken kaum denkbar.

Wir sprachen darüber (oder sie sprach und wir versuchten es zumindest) - aber beeindruckt hat mich, dass wir einen Rahmen oder Ablauf geschaffen haben, der Sicherheit gibt. Kleinste Veränderungen machen da ganz viel schwieriges mit uns. So engt uns das was eigentlich Sicherheit gibt auch ein und eigentlich ist das auf unser ganzes Sosein übertragbar. Unseren Alltag. Kleinste Veränderungen verunsichern uns sehr, lösen Ängste aus und so Verändern wir nichts, wenn wir nicht müssen und eher verengen wir die Regeln. Und es scheint viele Regeln, Konstrukte zu geben. Viele wenn, dann - Abläufe.
Ein bisschen mehr verstehen, warum es so schwer ist raus zu gehen - da haben wir kaum Regeln, Verhaltensmuster, die genug Halt geben, da kann zuviel unerwartetes geschehen.

Und irgendwie sitze ich da und staune über das was es auslöst, wenn wir daran denken nur den Platz zu wechseln. Wie viel Angst muss Innen sein, weil ich weiß ja das es nichts macht den Platz zu wechseln - nur wechseln tue auch ich ihn nicht.

Ich weiß, dass wir eigentlich voll gerne im Leben herum manschen würden. Aber vielleicht müssen wir erst mal lernen, das wir mehr Stühle zur Verfügung haben und das nur den Blickwinkel verändert und nicht tötet.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen